Was wir auf unserem Katamaran wirklich brauchen – Erfahrungen nach sechs Jahren Dauerfahrt

Gepostet März 21 2022 im Bootstipps

Bevor man eine lange Seereise unternimmt, fragt sich jeder Bootseigner, ob sein Schiff ausreichend ausgerüstet ist. Erkundigt man sich in Internetforen wird man nur unsicher. Vieles wurde bereits durch den Voreigner angeschafft, einiges will man vor der Abfahrt unbedingt haben.

In diesem Blog habe ich versucht zusammenzufassen, was sich für uns zwei Personen an Bord in sechs Jahren als nützlich, oder weniger nützlich erwiesen hat. Bitte beachten Sie, dass der Blog aus Sicht eines Eigners eines 41-Fuß-Katamarans (FRIDA) geschrieben ist und sich auf seinen persönlichen Wünschen und Erfahrungen stützt. Jeder Eigner oder auch Schiffstyp, z. B. ein Monohull, kann durchaus andere Ansprüche haben.

FRIDA wurde kurz vor dem Kauf bereits aufwendig überholt, da sie mit dem vorherigen Eigner eigentlich auf Weltumsegelung gehen sollte. Somit schien sie, soweit ich mich bei der Begutachtung in den zwei Tagen vor dem Kauf überzeugen konnte, in einem guten Zustand zu sein. Viele nützliche Ausrüstungsgegenstände waren bereits an Bord. Mein Plan war nur die nötigsten Reparaturen (Rehlingsdraht-Ersatz, Einsatz neuer Batterien, Befestigung loser Festmacherklampen etc.) vorzunehmen und erst im nächsten Winter und auch Jahre  anach eventuell fehlendes Equipment nachzurüsten, wenn ich schon konkrete Vorstellungen hatte, was noch fehlen würde.

Von Anfang an war mir wichtig, dass Schiff so einfach und somit auch so leicht wie möglich zu halten, um (Frei-) Zeit, Geld für Reparaturen, Instandhaltungskosten und  iederkehrenden Wartungsarbeiten zu sparen und FRIDA´s gute Segeleigenschaften leicht zu erhalten.

Diese Regel hat sich als über die Jahre als sehr nützlich herausgestellt. Denn natürlich geht auf einem Schiff alles kaputt, was kaputt gehen kann. Dabei ist es auf Langfahrt sehr  ichtig, dass man so viel wie möglich selbst reparieren kann. Oft sind die nötigen Fachleute nicht vor Ort und es spart vor allem Zeit, Ärger und viel Geld!

FRIDA war an und für sich mit qualitativ gutem Equipment ausgerüstet, welches das Segeln, die Sicherheit, Technik und Komfort gewährleisten konnte. Teilweise habe ich auch einiges nachgerüstet.


Beim Katamaran gilt eine einfache Faustregel: Eine Tonne mehr Zuladung, ein Knoten weniger AVS (Durchschnittsgeschwindigkeit) und durch das höhere Gewicht natürlich auch mehr Belastung für das Schiff und sein Rigg. Meine Regeln: One part in – one part out! Und Maximaler Komfort, bei möglichst geringem Aufwand.

Gleiches gilt auch für die Ersatzteile. Man sollte wirklich nur die wichtigsten Ersatz- und Verschleißteile (z.B Keilriemen, Ölfilter…) an Bord mitführen, da man mittlerweile zumindest im Mittelmeerraum (fast) überall alles bekommt.  

Ich möchte in diesem Blog nicht auf jeden einzelnen Ausrüstungsgegenstand eingehen, jedoch hervorheben, was sich für mich nach nun bereits 6 Jahren permanenten Leben an Bord als sehr nützlich herausgestellt hat.

Segel

Gute, starke und schnelle Segel, auf die man sich verlassen kann, sind mir wichtig. Einerseits macht es mehr Spaß, zum anderen ist auch die Sicherheit gewährleistet, wenn man bei Bedarf schneller ankommen will, mehr Höhenlauf braucht und sich bei Starkwind und langen Überfahrten auf das Material verlassen kann. Neben dem Großsegel und der Rollgenua hat FRIDA noch einen kleineren Starkwindspinnaker, einen größeren Code D, entworfen für Windwinkel von 50° – 120° und ein großes Spinnaker für bis zu 20 Konten.

Wind. Die beiden letzteren haben schon sehr oft geholfen, das Ziel auch bei wenig Wind ohne Motor deutlich schneller zu erreichen. Besonders im Mittelmeer verlässt einen Abends oft der Wind und man ist froh um diese Zeit bereits in einer Bucht vor Anker zu liegen. Durch die heutzutage üblichen Bergesysteme für Vorwindsegel lassen sich die Segel auch sehr einfach beherrschen.

Sails

Stromversorgung

Photovoltaik war vorhanden und wurde nach der ersten Saison besser nachgerüstet. Für mich ist Photovoltaik die beste Lösung für die Stromversorgung. Billig, leise, zuverlässig und wartungsarm. Im Mittelmeer wurde damit von April bis Oktober eigentlich der vollständige Strombedarf erzeugt. In dieser Zeit war FRIDA auch immer ununterbrochen auf Anker und das nicht in einer Marina. Den restlichen Strom erzeugen wir mit einer guten Lichtmaschine und sehr geringfügig mit einem 400-Watt-Windgenerator (zumindest im Mittelmeer).

Kühlung

FRIDA hat eine große, gut isolierte Einbaukühlbox. Der Vorteil einer Kühlbox ist, dass die kalte Luft beim Öffnen des Deckels nicht wie bei einer Tür herausströmt, und somit Energie spart. Zusätzlich habe ich eine kleine externe 30L-Kompressor-Kühlbox nachgerüstet, die bei Bedarf als Gefrierschrank genutzt wird (spart Strom). Im Mittelmeer macht es meiner Meinung wenig Sinn große Mengen an Lebensmittel einzufrieren, da man sie meistens überall frisch kaufen kann. Fängt man einen großen Fisch, ist man jedoch sehr froh über den Gefrierschrank. Mittlerweile, im Atlantik angekommen, nutze ich die Gefrierbox mehr, da man günstig Fisch auf Vorrat mitnehmen kann.

Cooler

Heizen

 Im Mittelmeer habe ich immer in Häfen in Spanien oder Griechenland von Anfang November bis Ende März überwintert. Mal in einer Marina wie Valencia mit allen Versorgungsmöglichkeiten, mal in einem einfachen  Hafen ohne jegliche Versorgung in Griechenland. Außerhalb der Häfen haben wir nie eine Heizung vermisst. Gestartet sind wir mit einem mobilen chinesischen Petroleumofen, den wir eigentlich nie benutzt haben, da er uns eher wie eine tickende Zeitbombe vorkam. Ebenfalls an Bord haben wir zwei elektrische 230V-Heizplatten, die sich in den Marinas mit Landstrom als sehr nützlich herausgestellt haben. In Griechenland haben wir dann das Schiff mit einer Diesel-Standheizung nachgerüstet, was uns noch unabhängiger gemacht hat. Warmwasser zum Duschen machen wir mit den Maschinen oder mit 230V an Land.

Electric Heater


Wasser

Wie gesagt sind wir im Mittelmeer den ganzen Sommer vor Anker, im Atlantik ganzjährig. FRIDA hat eine Salzwasser-Deckwaschpumpe, um das Schiff von Sand, Staub und Schlamm nach dem Ankern zu befreien. In der Pantry haben wir zum vorspülen eine Salzwasser-Fußpumpe, die uns sehr viel Wasser spart, denn man muss nicht alles mit Süßwasser  achspülen. Auch die WCs werden mit Salzwasser betrieben. Zum Duschen und für Trinkwasser haben wir 400 Liter-Tanks zur Verfügung. Das Trinkwasser kommt aus einem extra Wasserhahn mit einem zusätzlich vorgeschalteten hochwertigen Filter. Damit hatten wir nie Probleme, weder mit dem Geschmack des Wassers noch anschließend mit unseren Mägen.

Zu Beginn unserer Reise 2017 war es sehr einfach und günstig überall im Mittelmeer Wasser zu bunkern. Das hat sich allerdings mittlerweile geändert und so manche Marina wollte für das Auffüllen unsers 400 Liter-Tanks schon mal bis zu 30€ haben. In Hinblick auf unserem Törn im Atlantik haben wir uns deshalb entschieden einen einfachen Wassermacher  60L/h) nachzurüsten. Auch wollten wir möglichst wenig Bauteile und Elektronik an Bord haben. Ein weiterer Vorteil ist nun, dass wir nicht ständig 400 Liter Wasser nachfüllen müssen und somit wieder Gewicht sparen, da der Wassermacher sowieso alle paar Tage laufen muss.

Sicherheit

Die Versicherung und auch das Gesetz schreibt die nötige Sicherheitsausrüstung vor, die man selbstverständlich an Bord mitführen sollte. Jeder sollte natürlich selbst entscheiden, ob er nicht zusätzlich noch etwas mitnehmen will. Wir haben zum Beispiel immer einen vorgepackten Grab-Bag und eine Checkliste bereit, damit man im Notfall schnell die wichtigsten Sachen einpacken kann. Darin befinden sich auch die notwendigen Gegenstände, die man für das Überleben auf einer Insel braucht bis Rettung kommt. 

Neben der Grundausstattung haben wir einen EPIRB für das Schiff oder die Rettungsinsel / Dinghy, einen AIS-Notfallsender für jede Schwimmweste mit Blitzlicht. Bei Nachtwachen tragen wir einen kleinen, günstigen Bluetooth-Tracker der normalerweise als Schlüsselfinder verwendet wird. Fällt damit eine Person ins Wasser und gerät somit außer Reichweite, schlägt das Handy der schlafenden Crew Alarm. Die Chancen einer Rettung erhöhen sich deutlich. Natürlich gibt es hier auch teurere professionelle Ausrüstung.

Bluetooth tracker


Werkzeug

Auch hier versuche ich es so einfach wie möglich zu halten. Wichtig ist für mich ein stationärer Plotter mit digitalen Seekarten. Ein Handy oder Tablett kann vorhanden sein, sollte jedoch niemals das Hauptnavigations-Tool sein, da es sehr leicht zu Bruch gehen könnte. Neben dem Plotter hat FRIDA noch zwei Hand-GPS, die immer mit Ersatzbatterien in einer Blechkiste (zum Schutz bei Gewittern) bereit liegen. Angenehm ist auch ein aktives AIS. Besonders nachts vereinfacht es erheblich die Navigation bei Begegnungen mit großen Berufsschiffen und Fischern. Jedoch Vorsicht, viele Segler vertrauen mittlerweile blind auf ein AIS und vergessen dabei, das bei weitem nicht jedes Schiff mit AIS ausgerüstet ist. Ein Radar ist toll, muss aber nicht sein. Wir haben ihn im Mittelmeer in 5 Jahren vielleicht 5-mal benutzt, hauptsächlich um die Zugrichtung von Gewittern zu erkennen und sie dann zu umsegeln.

Einmal auf halben Weg bei einer Passage von Sardinien nach Menorca wurde FRIDA von einem Blitz getroffen. Alle Instrumente und auch der Bordcomputer für den Autopiloten sind usgefallen. Seitdem haben wir einen Ersatzautopiloten an Bord, jedoch nicht installiert. Im Notfall sind Display, Bordcomputer usw. schnell gewechselt.

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